Im alltäglichen Einsatz genügt bei vielen Bürorechnern ein Bildschirm zur Erledigung der meisten Aufgaben. Aber abhängig von Berufsfeld, Hobby und Programm stellen selbst größere Displays einen Flaschenhals bei der verfügbaren Arbeitsfläche dar. Die Arbeit mit mehreren Bildschirmen löst dieses Problem und erweitert die nutzbare Arbeitsfläche. Doch wer ist tatsächlich auf solche Setups angewiesen und welche Voraussetzungen müssen für deren Betrieb gegeben sein?
In welchen Situationen ist die Arbeit mit mehreren Bildschirmen sinnvoll?
Sinnvolle Anwendungsbeispiele für die Arbeit mit mehreren Bildschirmen existieren zuhauf: Durch den gewonnenen Platz für die Darstellung von Inhalten ergeben sich neue Möglichkeiten. Im Verbund bilden sie eine zusammenhängende Einheit, in dem der Mauszeiger über den Bildschirmrand hinweg in die benachbarte Bildfläche gleitet.
Häufig teilen Nutzer die Flächen in einem aktiven und passivem Zweck zu. Während Designer auf dem ersten Gerät Grafiken und Zeichnungen anfertigen, liegen auf dem zweiten die notwendigen Vorlagen für das Vorhaben bereit. Auch Dokumente oder sehr große Fotos mit vielen Megapixeln lassen sich so teils in ihrer nativen Größe darstellen. Texter können zum Beispiel ihr Werk bearbeiten und zugleich über den Internetbrowser relevante Informationen zum Thema recherchieren. Prinzipiell ist die Arbeit mit mehreren Bildschirmen immer von Vorteil, sobald der Zugriff auf mehr als ein Dokument zur gleichen Zeit erfolgt.
Permanente Wechsel zwischen dem Arbeitsmaterial entfallen. Die Zeitersparnis kommt letzten Endes der Produktivität zugute. Einige Programme benötigen den zusätzlichen Platz, um alle Informationen noch in leserlicher Schriftgröße darzustellen. Umfangreiche Tabellen von Datenbanken seien an dieser Stelle erwähnt. Auch PC-Spieler wissen die gesteigerte Pixelanzahl zu schätzen. Durch drei Geräte erweitert sich das Sichtfeld in 3D-Spielen wie Racern oder Ego-Shootern enorm und erzeugt eine völlig andere Immersion. Streamer können ihr Spiel und den Stream-Client mitsamt Chat effektiv voneinander trennen. Jedoch dürfte die Hardware-Anforderung in diesem speziellen Fall das Leistungsniveau von Büro-PCs bei weitem übertreffen. Während der reine Desktop-Betrieb selbst keine schnellen GPUs als Grundlage zum Arbeiten verlangt, bleiben anspruchsvolle Spieltitel in dem Setup auf sehr kostspielige High-End-Grafikkarten angewiesen.
Hardware – welche technischen Voraussetzungen gibt es?
Als erster Schritt steht eine Überprüfung der Anschlussmöglichkeiten des Laptops oder Desktop-PCs an. Als physikalische Videoschnittstelle dienen Steckplätze mit HDMI, DisplayPort, oder den bereits veralteten DVI & VGA Anschluss. Einige Monitore haben teils aus Kompatibilitätsgründen mit sehr alten Systemen noch einen klassischen VGA-Eingang (blauer Stecker). Zeitgemäß ist das analoge Übertragungsverfahren aus Zeiten der schwergewichtigen Röhrenbildschirme jedoch nicht mehr. Für das Setup mehrere Bildschirme muss ein PC über mindestens zwei dieser Ausgänge verfügen. APUs, Prozessoren mit verbauter Grafikeinheit (iGPU), erlauben in der Regel die Verwendung von zwei Bildschirmen zur gleichen Zeit.
Eine dezidierte Grafikkarte ist dafür nicht notwendig. Sollen jedoch mehr als zwei Geräte zum Einsatz kommen, bleibt nur der Griff zu einer dafür ausgelegten GPU. Moderne Grafikkarten von AMD oder NVidia unterstützen seit langem dreifache Setups selbst bei Einsteigermodellen. Bei deutlich älteren GPU-Generationen gilt dies jedoch nicht sicher. Eine genaue Recherche über die genutzte Hardware auf der Webseite des Herstellers klärt über die Fähigkeiten der Grafikkarte auf. Natürlich muss dafür die Bezeichnung der verbauten GPU bekannt sein. Ab Windows 8 genügt das Ausrufen der Ausführen-Funktion im Windows-Menü. Der Befehl „msinfo32“ öffnet ein Fenster mit den Systeminformationen.
Daraus lassen sich CPU und GPU-Typ ermitteln. Alternativ erhalten Anwender über die Eingabe „dxdiag“ detailliertere Informationen über Modell und Chipsatz. Nach erfolgreicher Analyse erfolgt nun ein Abgleich der Leistungswerte. Die maximale Bildschirmauflösung für den PC spielt eine entscheidende Rolle. Mit jedem zusätzlichen Monitor erhöht sich die Anzahl der darzustellenden Pixel. Beim Überschreiten dieser Werte schlägt die Inbetriebnahme fehl oder eine deutlich niedriger Auflösung kommt als Notlösung zum Einsatz. Laptops sind aufgrund ihres Formfaktors meist nur mit einem zusätzlichen Anschluss für weitere Bildschirme ausgestattet.
Der noch relativ neue USB-C-Steckplatz mit USB 3.1 Gen 2 erleichter das Vorhaben massiv, da er Auflösungen bis Ultra HD in 60 Hz unterstützt. Beim Erwerb mehrere Monitore bieten Hersteller speziell auf diesen Anwendungsbereich ausgelegte Produkte an. Sogenannte rahmenlose Modelle (Edge-to-Edge) besitzen einen hauchdünnen Rahmen, der bei der Kombination im Mehrfachmonitor-Setup visuell kaum auffällt. Passen Videoeingänge nicht mit den Ausgängen der Grafikkarte zusammen, stellen Adapter die Kompatibilität sicher.
Auch neue und ältere Monitore unterschiedlicher Größe bleiben kombinierbar. Von der Eingliederung eines VGA-Bildschirmes sollte allerdings abgesehen werden. Die unterstützen moderne Auflösungen nicht reibungslos, daher leidet die Darstellung unter Unschärfen und flachen Farben. DVI-Stecker mit 24 plus 1 Kontakten stoßen spätestens ab 2560 x 1600 Pixel an ihre Grenzen. HDMI 2.0 bringt genug Leistung für UHD-Geräte in 60 Hz, aber vor allem DisplayPort 1.2 gilt als Favorit für derartige Einrichtungen.
Wer ältere USB-Ports (2.0/3.0/3.1 Gen 1) zur Signalübertragung per Display-Adapter heranzieht, muss ebenfalls mit Einschränkungen rechnen. Eine flüssige Bildwiedergabe für Videos oder Spiele in nativer Auflösung ist dann nicht möglich. Die Bandbreite der Schnittstelle ist für dieses Anliegen schlicht zu gering.
MST über DisplayPort
Viele neue Bildschirme verfügen über einen DisplayPort. Dessen flexible Eigenschaften erleichtern den Anschluss passender Geräte. Ab DisplayPort 1.2 unterstützt diese Schnittstelle Multi Stream Transport (MST). Prinzipiell gestattet diese Technologie die Anbindung mehrere Geräte nach einem einfachen Prinzip namens Daisy-Chain. Allerdings funktioniert diese direkte Verkettung der Geräte über einen DisplayPort-Steckplatz am PC nur mit dafür ausgelegten Bildschirmen.
Diese benötigen einen Eingang für DisplayPort 1.2 sowie einen zusätzlichen Ausgang für die Verbindung zum Nachbarmonitor. So lassen sich insgesamt drei Bildschirme über nur einen DisplayPort 1.2 der Reihe nach installieren. Über das Betriebssystem lassen sich die Displays individuell ansteuern oder als einheitliche Fläche nutzen. Fehlt ein spezieller Daisy-Chain-Ausgang, genügt der Griff zu einem traditionellen HUB-System mit MST-Unterstützung. Dieses stellt zusätzliche Steckplätze für das DisplayPort 1.2 bereit. In der Anschaffung liegen Hubs einem vertretbaren Preisrahmen von ungefähr 50 Euro.
Installation und Anpassung des Monitors
Nach der korrekten Installation des Bildschirms folgt die notwendige Einstellung im Betriebssystem. In Windows ist das Setup denkbar leicht gehalten:
- Unter dem Kontextmenü im Desktop (Bildschirmauflösung/erweiterte Anzeigeeinstellungen) sind alle derzeitigen Geräte durchnummeriert aufgelistet.
- Fehlt trotz des kürzlich erfolgten Anschluss das zusätzliche Display, hilft meist ein Klick auf Identifizieren/Erkennen zur Aktualisierung.
- Eine Prüfung auf ein nicht fest eingestecktes Verbindungskabel ist bei Problemen meist hilfreich.
- Nach der Identifikation ist per Drag & Drop die korrekte Zuordnung der Reihenfolge möglich.
- Beide Bildschirme sollten in der identischen Auflösung betrieben werden.
- Unter den erweiterten Funktionen für die Anzeige lässt sich der Skalierungsfaktor der Benutzeroberfläche angleichen. Der Standard unter Windows liegt auf 100 % und ist für Full-HD-Geräte vollkommen angemessen.
- Feiner auflösende Bildschirme (Ultra HD) verkleinern Texte und Symbole jedoch stark, was zu einer schlechten Leserlichkeit führt. Eine Anpassung der Skalierung auf 200 % zieht die dargestellten Inhalte auf die gewohnte Größe zurück. Wichtig ist einen auf beide Monitore abgestimmten Wert zu nutzen.
Nutzer müssen sich für die Übernahme der Einstellungen ausloggen und erneut anmelden. Per Standardvorgabe erweitern zugesteckte Bildschirme automatisch die Bildfläche – ein größerer Monitor wird simuliert und der Desktop-Bereich vergrößert sich. Alternativ lässt sich ein Duplikat des ersten Bildschirms erstellen. Diese Funktion ist für die Ausgabe über einen Projektor oder eines TVs für Zuschauer nützlich. Eine Definition als primäre Anzeige bevorzugt den ausgewählten Monitor bei der Öffnung neuer Programme. Diese starten dann bildfüllend auf dem zugeordneten Gerät, während die übrigen Bildflächen weiterhin frei bleiben.
Grafikkartenhersteller Nvidia und AMD bieten ähnliche Optionen unter den installierten Grafikkartentreibern an. Meist genügt ein Rechtsklick im Desktop, um Zugang zu entsprechenden Menüs zu erhalten. Außerdem existieren praktische Tools wie DisplayFusion oder Multimonitortool zur Organisation des Monitor-Setups. Deren erweiterter Funktionsumfang gewährt dem Anwender zusätzliche Informationen und Features bei der Einrichtung – sofern das systemeigene Angebot nicht ausreichend erscheint.
Mit mehreren Bildschirmen arbeiten – Vorteile
Die Vorteile der Arbeit mit mehreren Bildschirmen liegen klar auf der Hand. Alles Wichtige können deren Nutzer auf einen Blick erfassen und Arbeitsbereiche nach ihren Bedürfnissen anpassen. Positive Effekte werden durch zahlreiche Untersuchungen gestützt und sind auch für Außenstehende zunächst völlig unstrittig. Allerdings erfolgt durch die Anwesenheit eines weiteren Bildschirms nicht automatisch eine Steigerung der Produktivität. Nicht immer orientieren sich die Nutzer an einer wünschenswerten Arbeitsmoral.
Menschen lassen sich leicht ablenken, sofern in ihrer direkten Umgebung potenzielle Störquellen existieren. Dazu gehören zu geschwätzige Mitarbeiter, irgendwelche Nebenaufträge oder Anrufe von Bekannten. Schnell ist der Konzentrationsfluss unterbrochen und es braucht Zeit, bis das menschliche Gehirn sich wieder ausschließlich auf die primäre Arbeit fokussieren kann. Ein zusätzlicher Monitor verleitet ebenfalls zu Abschweifung. Nicht immer wird der zusätzliche Platz tatsächlich benötigt. Fehlt es an der nötigen Disziplin und Kontrolle, entwickeln Menschen schnell eine Neigung zur Zweckentfremdung bestimmter Objekte. Während der erste Monitor dem alltäglichen Anwendungsfeld dient, lässt sich auf dem zweiten Gerät ein unterhaltsames Programm zur Versüßung des Arbeitsalltages darstellen.
Ein paar interessante Videoclips, persönliche Recherche über die nächsten Anschaffungen auf der privaten Einkaufsliste oder der schnelle Check von persönlichen Nachrichten in der E-Mail-Box – die Liste möglicher Hemmer für die individuelle Leistungsfähigkeit am Bürotisch ist nahe zu endlos. Gewiss haben derartige Freizeitaktivitäten dort nichts verloren. Selbst bei eher unauffälligen Inhalten genügt der regelmäßige Blick auf den benachbarten Bildschirm, um wertvolle Zeit und Aufmerksamkeit zu vergeuden. Eine ähnliche Gefahr geht von dem Smartphone und seiner permanenten Anbindung an soziale Netzwerke und das Internet aus. Allerdings kann dieses per Stummschaltung geräuschlos in der Jackentasche oder Schublade verstaut werden.
Der Monitor steht immer groß und sichtbar für jedermann auf dem Tisch und stellt deshalb eine permanente Verführung dar. Grundlegende Überlegungen zum Gebrauch bleiben für die Steigerung der Produktivität absolut notwendig.
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Stephan Forstmann stammt ursprünglich aus dem schönen Dresden und ist seit 2009 ein fester Bestandteil im Redaktionsteam von Büromöbel Experte. Stephan arbeitet seit 2013 im Home-Office und ist seitdem zu einem Experten auf diesem Feld geworden. Er gibt seine Erfahrungen, Tipps und Best-Practices in Form von Tutorials und Artikeln im Ratgeber von Büromöbel Experte weiter. Neben dem Thema Home-Office beschäftigt er sich täglich mit dem Thema gesunde Büroarbeit und Ergonomie.
So arbeitet er im Home Office: Stephan arbeitet an einem höhenverstellbaren Schreibtisch mit zwei Monitoren. Statt eines Desktop-PCs nutzt er einen Laptop mit einer Docking Station. Da er Kabel auf dem Schreibtisch hasst, nutzt er kabellose Eingabegeräte in seinem Home Office.
Stephan ist zudem auch als Berufsfotograf tätig und gibt neben Fotokursen auch auf seinem privaten Blog viele Tipps für Fotografie-Anfänger und fortgeschrittene Fotografen weiter