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„Moin Christian, schönes Wochenende gehabt? Du, zur Küche brauchst du gar nicht erst gehen, der Kaffeeautomat ist kaputt.“. Christian, der vielleicht anders heißt, vielleicht aber auch nicht, ist ein sehr aufgeweckter und findiger Typ. Bis jetzt.

Jegliche Energie weicht aus seinem Körper und er steht orientierungslos auf dem Gang zwischen Küche und Büro. Was soll er jetzt machen? Er holt sich doch immer als erstes seinen Kaffee. Dann setzt er sich an seinen Schreibtisch und checkt in Ruhe seine Mails, während er hin und wieder an der viel zu heißen Tasse nippt. Immer, jeden Morgen.

Langsam löst sich Christian aus seiner Lethargie und geht zu seinem Platz. Lustlos setzt er sich und sieht zu, wie der Rechner hochfährt. Das hier fühlt sich nicht richtig an.

Nina, die ihm gegenüber sitzt, hat einen dampfenden Becher mit tiefbrauner Flüssigkeit vor sich stehen. „Wie, ist der Kaffeeautomat jetzt doch nicht kaputt?“. Hoffnung keimt in ihm auf. „Was? Nein, das hier ist Lupinenkaffee. Der ist super gesund und lecker. Willst du auch einen?“. Christian lacht kurz und freudlos auf und wendet sich dann seinen Mails zu…

„Du bist nicht Du, wenn Du hungrig bist!“. Was man über Leute mit Unterzuckerung sagt, gilt auch für Menschen auf Koffeinentzug.

Und während dieser Gedanke einfach nicht aus Christians Kopf verschwinden will, hört er im Hintergrund eine Kollegin sagen: „Das mit der Kaffeemaschine stört mich gar nicht. Ich trinke seit Jahren Tee, um mich von der Kaffeeindustrie nicht abhängig zu machen. Der ist eh viel gesünder, wegen der Gerbstoffe und den Antioxid…“. Die kleine Ader neben Christians linker Schläfe fängt an zu pochen, während er hartnäckig versucht, sich auf seinen Bildschirm zu konzentrieren.

Christian sitzt im Montags-Meeting. Ganz bestimmt ist das Thema super wichtig und spannend – doch mit Sicherheit weiß er das nicht. Ihm kommt stattdessen eine wichtige Erkenntnis: Ja, Kaffee ist eine Droge, wenn auch eine, die sozial verträglich ist. Überhaupt nicht sozial verträglich ist es, auf kaltem Kaffee-Entzug zu sein.

Nicht zu verwechselt mit dem Entzug von kalten Kaffee. Das ist zwar genauso schlimm, kommt aber seltener vor. Alles klar, jetzt reicht’s, denkt sich Christian. Bevor ich jetzt völlig Banane im Kopf werde, gehe ich zu Benni. Benni aus der IT ist einer dieser jungen hippen Typen, die mit dem Longboard zur Arbeit kommen und ständig eine Mateflasche in der Hand haben.

Freshe Typen wie er können stundenlang darüber diskutieren, welche Brauerei jetzt die beste, fairste, ökologischste, politischste Mate auf den Markt bringt. Doch das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass Benni auch zu den Typen gehört, die sich die Nächte mit Coden und Zocken um die Ohren hauen und Mate dabei eine wesentliche Rolle zu spielen scheint.

„Hey Benni, alles klar? Der Kaffeeautomat ist kaputt und ich brauche was, das knallt. Hast du was für mich?“. Benni guckt lässig hinter sich, wo ein angebrochener gelber Kasten mit eisteefarbenen Flaschen steht. „Klar, bedien‘ dich.“. Christian setzt die Flasche an und ist plötzlich hellwach.

Nicht weil Mate 20 Milligramm Koffein pro 100 Milliliter enthält, sondern weil das Zeug einfach nur widerlich ist. Folgende Bilder schießen durch Christians Kopf: Ein Glas Eistee, vermischt mit sprudelndem Mineralwasser, 10 Zigarettenstummel rein, auf eine Heizung gestellt und 5 Wochen vor sich hingezogen.

„Kenner trinken Mate ja auf 24 Grad, da kommen die Aromen erst richtig durch.“. Bennis Worte holen Christian aus der Schockstarre heraus. „Alter, das Zeug ist furchtbar!“. „Weiß ich, aber wie der offizielle Slogan schon sagt – man gewöhnt sich dran.“ Am späten Nachmittag kommt der Monteur Herr Laubner vorbei und repariert die Maschine.

Und während Christian die erste Tasse Kaffee des Tages trinkt, sieht er in die zufriedenen Gesichter seiner Kollegschaft. Die meisten haben wie er eine Tasse in der Hand. Er hatte wohl nicht als einziger einen harten Tag.


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