Duzen oder Siezen im Büro? Diese Frage stellen sich viele Angestellte. Umfragen zeigen, dass inzwischen in über einem Drittel aller Unternehmen die Mitarbeiter untereinander per Du sind. Häufig schließt dies sogar die Kommunikation mit den Vorgesetzten ein. Das bedeutet aber ebenso, dass in den anderen zwei Dritteln der Unternehmen, also in der Mehrzahl, noch das konventionelle Sie vorherrscht. Fallstricke lauern leider überall. Sie können sie umgehen, wenn Sie die folgenden Hinweise beachten.
Du oder Sie? Anpassung an die Unternehmenskultur
Gerade dann, wenn Sie neu in ein Unternehmen kommen, oder auch nur in eine neue Abteilung, ist vor allem Fingerspitzengefühl gefragt. Schon nach wenigen Tagen werden Sie ein gutes Gefühl dafür haben, nach welchen Regeln hier geduzt oder gesiezt wird. In der Zwischenzeit gehen Sie mit dem „Sie“ auf Nummer sicher. Niemand wird es Ihnen als Arroganz auslegen, es wird vielmehr als Höflichkeit und Zurückhaltung interpretiert werden.
Duzen im Unternehmen
Sollte in Ihrem neuen Unternehmen eine grundsätzliche Duzkultur vorherrschen und jeder mit jedem per Du sein, so wird man Ihnen das automatisch ganz offiziell mitteilen. Sehr häufig finden sich Duzkulturen in amerikanischen Unternehmen wie zum Beispiel bei Hewlett-Packard, aber auch bei Nordeuropäischen Konzernen wie IKEA. Auch viele international tätige Konzerne und neue Startups mit vorwiegend jungen Mitarbeitern entwickeln mehr und mehr die Duzkultur.
Vorteile des Duzens
- Die Vorteile des Duzens scheinen ganz klar auf der Hand zu liegen: Es entsteht eine lockere Arbeitsathmosphäre mit einem freundschaftlichen oder sogar fast schon familiären Zusammenhalt.
- Hierarchien werden flacher, und kommunikative Hürden werden abgebaut, dadurch kann eine sehr offene Unternehmenskultur geprägt werden.
- Das Vertrauen der Mitarbeiter untereinander wird gestärkt, ebenso der Zusammenhalt des Teams. Gerade bei Kollegen, mit denen man sehr viel und sehr eng zusammenarbeitet, erscheint das förmliche „Sie“ häufig nach einiger Zeit nicht mehr angemessen.
- Bringt sich der Vorgesetzte in den Kreis der zu Duzenden selbst mit ein, so kann das „Du“ auch die Kommunikation mit ihm vereinfachen, da es mögliche Hemmschwellen abbauen kann.
- Neuen Mitarbeitern kann die Integration in bestehende Teams durch das „Du“ leichter fallen, da sie sich schneller aufgenommen fühlen.
Nachteile des Duzens
Das Duzen kann leider aber auch Nachteile mit sich bringen.
- Sehr schnell kann eine vermeintliche Nähe entstehen, der jedoch das natürliche Fundament fehlt. Solange alles gut läuft, ist das kein Problem.
- Treten Meinungsverschiedenheiten oder gar Konflikte auf, kann das „Du“ recht schnell zum Problem werden. Es wird dann deutlich schwieriger, sich auch in der Kommunikation zu distanzieren und wo nötig eine Grenze zu ziehen.
- Eine fehlende verbale Distanz führt bei einigen Personen schnell dazu, dass sie sich im Ton vergreifen und die Regeln des respektvollen Miteinanders nicht mehr einhalten. Im schlimmsten Fall entstehen sogar regelrechte verbale Entgleisungen. Streits nehmen größere Ausmaße an, wenn die persönliche Distanz fehlt, und sie enden auch leicht unter der verbalen Gürtellinie.
- Durch das „Du“ ensteht eine Vertrautheit, noch bevor diese tatsächlich gewachsen ist. Dieses Vertrauen kann gezielt ausgenutzt werden, ebenso gut kann es dazu führen, dass man zu viele private Dinge von sich im Unternehmen ausplaudert.
- Vor allem Frauen berichten, dass sie das vorgegebene „Du“ oft als zu distanzlos empfinden, da manch männlicher Gesprächspartner vielleicht übers Ziel hinausschießt.
- Mit dem Siezen wird in der Kommunikation automatisch Höflichkeit, Zurückhaltung und Respekt dem Gesprächspartner gegenüber zum Ausdruck gebracht.
- Es schafft eine stilvolle und höfliche Distanz, die jedoch keineswegs negativ behaftet sein muss. Im Gegenteil, Respekt und Höflichkeit sind Dinge, die das Zusammenleben und Zusammenarbeiten fördern.
- Mit dem respektvollen „Sie“ zeigen Sie, dass Sie Hierarchien respektieren oder auch die Erfahrung älterer Kollegen, die schon lange im Unternehmen sind. Das bedeutet keine automatische Unterordnung, sondern fördert vielmehr eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Siezen im Unternehmen
Vorteile des Siezens
Nachteile des Siezens
Die Nachteile des Siezens dagegen fallen relativ wenig ins Gewicht.
- Schlimmstenfalls wird es dann als störend und umständlich empfunden, wenn Kollegen schon lange und gut zusammenarbeiten, und sich einander verbunden fühlen.
- Sie werden früher oder später aber ohnehin beim „Du“ ankommen, zumindest in ihrem Arbeitsalltag ohne Beisein von Kunden oder Vorgesetzten. Schließlich ist das Duzen nicht verboten.
Duzen oder Siezen im Büro: 3 Tipps um Fehler zu vermeiden
- Tipp #1: Gerade jüngere Mitarbeiter gehen häufig zu schnell zum „Du“ über, wenn sie sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen. Doch was grundsätzlich gut gemeint ist, kommt nicht bei jedem Kollegen gut an. Ältere oder auch nur dienstältere Kollegen fühlen sich vom „Du“ möglicherweise überrollt und angegriffen, und können es als Distanz- und Respektlosigkeit verstehen. Bleibt der mit „Du“ adressierte Kollege weiterhin konsequent beim „Sie“, so ist das ein untrügliches Warnzeichen und der Hinweis darauf, möglichst umgehend selbst auch wieder zum „Sie“ zurück zu kehren.
- Tipp #2: Ist das Duzen im Kollegenkreis üblich, so schließt das nicht immer automatisch auch den Vorgesetzten mit ein. Den Vorgesetzten ungefragt zu duzen gehört zu den peinlichsten Fehlern, die dem neuen Mitarbeiter unterlaufen können. Im besten Fall wird der Vorgesetzte höflich darum bitten, beim gegenseitigen „Sie“ zu bleiben. Weniger selbstbewusste Chefs fühlen sich jedoch schnell angegriffen, beleidigt und in ihrer Hierarchie nicht ernst genommen. Das kann fatale Folgen haben.
- Tipp #3: Ein weiteres „No-Go“ ist es, Personen zu duzen, von denen man weiterhin gesiezt werden möchte. Dies findet leider immer noch sehr häufig bei Auszubildenden oder Praktikanten statt, die aufgrund ihres jungen Alters häufig einfach nicht als erwachsene Menschen akzeptiert werden. Was im Privatleben durchaus denkbar ist, ist im Berufsleben jedoch schlicht und ergreifend nicht möglich. Der Auszubildende und der Praktikant müssen auf jeden Fall gesiezt werden, außer der Vorgesetzte bietet ihnen ebenfalls das Du an.
Wer darf wem das „Du“ anbieten?
Im Berufsleben gelten hierfür komplett andere Regeln als im Privatleben. Wer wem das „Du“ anbieten darf, wird hier durch die Hierarchie im Unternehmen bestimmt. Vorgesetzte bieten ihren Mitarbeitern das Du an, und niemals umgekehrt. Wer als neuer Mitarbeiter in ein Unternehmen kommt, muss geduldig abwarten, bis die Kollegen ihn so weit kennengelernt haben, das sie ihm ihrerseits das „Du“ anbieten. Ob die Dame dem Herrn oder der Herr der Dame das „Du“ anbietet, spielt im betrieblichen Zusammenhang keinerlei Rolle, ebenso wenig wie die Altersfrage. Es zählt allein die Dauer der Betriebszugehörigkeit und die interne Stellung.
Natürlich gibt es auch hier Sonderfälle: Zum Beispiel dann, wenn Sie als deutlich älterer Mitarbeiter in eine Abteilung mit jungen Mitarbeitern kommen, die sich bereits alle duzen. Theoretisch müssten Sie nun warten, bis Ihnen das „Du“ angeboten wird. Die jüngeren Menschen zögern ihrerseits jedoch, weil sie nicht respektlos erscheinen müssen. Um das Eis zu brechen, können Sie in einem solchen Fall nach einiger Zeit einfach eine lockere Situation nutzen, und ungezwungen nachfragen.
Darf man ein angebotenes „Du“ ausschlagen?
Selbstverständlich steht es jedem Menschen frei, ob er geduzt oder gesiezt werden möchte. Allerdings wird die Ablehnung des Duz-Angebots in den meisten Fällen mit der Ablehnung der eigenen Person und als Zurückweisung verstanden werden. Hier sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie über Ihren eigenen Schatten springen und in den sauren Apfel beißen. Bedenken Sie auch die möglichen Konsequenzen. Ist Ihnen ein Kollege vielleicht nicht wirklich sympathisch und möchten Sie deshalb gefühlsmäßig lieber beim distanzierten „Sie“ bleiben, so kann die ausgesprochene Ablehnung die Distanz nur noch vergrößern. Umgekehrt verpflichtet Sie der Übergang zum „Du“ keineswegs zu einer vermehrten Sympathie, sondern ist reine Formsache. Und vielleicht verbessert sich Ihr Verhältnis dadurch ja sogar.
Kann man ein angebotenes oder angenommenes „Du“ zurücknehmen?
Hat Ihnen jemand das „Du“ angeboten, oder haben Sie es jemandem angeboten und schon im selben Augenblick ist Ihnen klar, dass das eher ein Fehler war, und dass Sie unbedingt beim „Sie“ bleiben möchten? Dann sollten Sie den Mut haben, den Irrtum so schnell wie möglich wieder aufzuklären. Im Idealfall gibt es sachliche Gründe, warum das „Sie“ die bessere Wahl ist, und die können Sie Ihrem Gegenüber höflich darlegen. Mit etwas Glück teilt er sogar ihre Meinung, und die Sache ist vom Tisch. Bleiben Sie dabei aber auf jeden Fall sehr höflich und entschuldigen Sie sich auf jeden Fall auch für Ihr möglicherweise voreiliges Angebot.
Hat Sie Ihr Vorgesetzter auf der Betriebsfeier plötzlich geduzt? War hier womöglich Alkohol im Spiel, vielleicht sogar deutlich zu viel Alkohol, so dass eine peinliche Situation entstanden ist, oder lag es nur an der allgemein lockeren Atmosphäre? In beiden Fällen gehen Sie auf Nummer Sicher, wenn Sie Ihren Vorgesetzten bei der nächsten Begegnung wieder höflich siezen. Sollte es den Kollegen ähnlich ergangen und auch sie ratlos sein, dann sprechen Sie mit ihnen darüber. Entstammte das angebotene „Du“ nur einer Bierlaune, ist es damit endgültig vom Tisch. Sollte der Vorgesetzte Ihnen aber wirklich das „Du“ anbieten wollen, so wird er sein Angebot vom Vorabend auf jeden Fall sofort wiederholen und Ihr Zögern als Höflichkeit und vielleicht leichte Verunsicherung auffassen.
Duzen oder Siezen im Büro: Wichtigste Regeln im Überblick
- Neue Kollegen sollten immer gesiezt werden – außer das „Du“ wird direkt angeboten
- Vorgesetzte sollten ebenfalls gesiezt werden
- Niemanden Duzen, von dem man gesiezt werden möchte (Oft bei Azubis gesehen)
- Duzen schafft Nähe, kann aber auch zu distanzloser Kommunikation führen
- Siezen sorgt für Kommunikation auf Augenhöhe
Paul befasst sich als Geschäftsführer und NewWork Enthusiast bei Büromöbel Experte täglich mit allen Aspekten der Büroeinrichtung und besitzt neben Expertise in der Gestaltung von Arbeitsplätzen über 15 Jahre Erfahrung in der Büromöbel Branche.